Wenn du im privaten Kontext kommunizierst, gestikulieren deine Hände in der Regel harmonisch und unterstützen dich aktiv. Deine nonverbale Kommunikation läuft angenehm unbewusst ab und stellt sich nicht zwischen dich und deine Botschaft.
In exponierten Situation wie Präsentationen und Reden drängt sich jedoch plötzlich die belastende Frage auf:
"Was mach ich bloß mit meinen Händen, während ich spreche?"
Im Grunde sollten dich deine Hände unterstützen und deine Inhalte proaktiv und unauffällig körpersprachlich begleiten. Soweit die Idee.
In der praktischen Umsetzung passiert jedoch oft etwas ganz anderes:
Dein Körper schüttet zunächst Stresshormone aus und katapultiert deinen Körper und Verstand direkt in eine Flucht- oder Kampfreaktion.
Dein Gehirn veranlasst daraufhin, dass durch die Nervenbahnen deines vegetativen Nervensystems Impulse an dein Nebennierenmark gesendet werden.
Das dort freigesetzte Adrenalin bewirkt, dass sich dein Herzminutenvolumen, dein Muskeltonus und deine Atemfrequenz messbar erhöhen.
Deine Hände umklammern also schweißnass einen Kugelschreiber, kneten sich zu festen Fäusten und deine Arme fühlen sich wie hinderliches körperliches Beiwerk an.
Dauert die Stresssituation an, wird zusätzlich Cortisol in deinen Blutkreislauf freigesetzt um die Energie für überlebenssicherndes Verhalten zu gewährleisten.
Die Übersprungshandlungen nehmen zu und kommen dir und deiner Botschaft in die Quere.
Damit diese Anpassungsreaktion, die für die Flucht vor dem Säbelzahntiger lebenserhaltend war, für dich als Redner*in nicht zum Stolperstein wird, gilt es, diesen biochemischen Hormoneinfluss in konstruktive Bahnen zu lenken.
Das wegweisende Stichwort ist: Entspannung.
Ein entspannter Körper und Geist produziert nachweislich weniger Cortisol und greift somit weniger auf Flucht- und Kampfreflexe zurück. Durch Training und positive Einflussnahme kann aus dem ehemals gestressten Kugelschreiberklammern ein stimmiger und bewusster Einsatz von offenen und unterstützenden Gesten werden.
Es geht nicht um pantomimische Akrobatik oder künstliche Posen, sondern um die Frage, wie du mit deinem Temperament und deinem Ausdruck deine Gestik optimal nutzen kannst.
Gut für dich ist zunächst, was sich gut anfühlt. Ein gestisch aktiver Mensch darf ruhig seine Hände als starkes Ausdrucksmittel verwenden, denn hier liegt die authentische Qualität. Interessant ist hier die Nuancierung. In welcher Frequenz und in welchem Rhythmus kommen die Hände zum Einsatz?
Denn die Gestik soll nicht ab-, sondern den Fokus auf den Kern deiner Präsentation oder Rede hinlenken.
Wenn sich dir das nächste mal die Frage nach dem sinnvollen Einsatz deiner Hände aufdrängt, lade ich dich ein, zunächst in Ruhe und unbeobachtet auszuprobieren:
Wie fühlen sich deine einfach geöffneten Hände an?
Probiere aus, was ist deine aktive Hand?
Mit welchem Bewegungsradius fühlst du dich wohl?
Du wirst entdecken, dass deine Hände aus der Ruhe heraus deine kraftvollen Unterstützer werden.
Und vielleicht lässt sich so ein Säbelzahntiger das nächste mal sogar mit ruhiger Hand hinter den Ohren kraulen?