Wie in einem früheren Beitrag bereits erwähnt, ist das sogenannte Sprechdenken die lebendigste Vortragsvariante. Denn: Frei vor Publikum zu sprechen bedeutet, frei vor Publikum zu denken.
Heinrich W. von Kleist (1777- 1811) hat die Praxis des "Sprechdenkens" in seinem Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ treffend zum Ausdruck gebracht:
„Aber weil ich doch irgendeine dunkle Vorstellung habe, die mit dem, was ich suche, von fern her in einiger Verbindung steht, so prägt, wenn ich nur dreist damit den Anfang mache, das Gemüt, während die Rede fortschreitet, in der Notwendigkeit, dem Anfang nun auch ein Ende zu finden, jene verworrene Vorstellung zur völligen Deutlichkeit aus, dergestalt, dass die Erkenntnis, zu meinem Erstaunen, mit der Periode fertig ist.“
Kleist, 2009, S. 89
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